Waffenring



Wer jetzt das BKA informieren möchte, weil er denkt, einen illegalen Waffenring ausheben zu können, der schaut zuviele schlechte Kriminalfilme. Zuerst sollte man den Waffenring nicht mit dem Waffenhändlerring verwechseln. Der traditionelle Waffenring hat auch nicht wirklich etwas mit mit einer Tauschbörse für diverse Waffen zu tun. Der Waffenring, von dem hier die Rede ist, stellt einen Traditionsverband von sogenannten schlagenden Studentenverbindungen dar.

Studentische Verbindungen haben eine sehr lange Tradition. Sie stellen inzwischen ein sehr leistungsstarkes Netzwerk in fast allen traditionsreichen Universitäten vorallem in Deutschland und Österreich dar. Der Zweck solcher Organisationen besteht in erster Linie in der altersübergreifenden Unterstützung in allen Belangen des Studiums. Deshalb basieren die meisten dieser Verbindungen auf dem sogenannten „Lebensbundprinzip“, d.h. jedes Mitglied bleibt von seinem Eintritt als „Fuchs“ bis zu seinem Lebensende in der Verbindung. Um die Kameradschaft zu untermauern, sprechen sich alle Mitglieder von Beginn an mit „Du“ an, ungeachtet von Alter, Rang oder Mitgliedszeit. In „normalen“ Verbindungen werden in den Verbindungstreffen viele Hilfestellungen gegeben, traditionelles Liedgut gepflegt und dergleichen mehr.

Die „schlagenden“ Verbindungen haben meist strenge militärische Strukturen, einen Kodex und das sogenannte akademische Fechten ist ein Hauptbestandteil des Gemeinschaftslebens. Die „Duelle“ der Paukanten auf dem Paukboden der Universität sind besonders durch den Roman „Der Untertan“ von Heinrich Mann aus dem Jahr 1914 bekannt. In der heutigen Zeit sind solche Vergleiche mit der scharfen Waffe, auch als Mensur bezeichnet, sehr umstritten. Da es für eine faire Mensur sehr komplizierte Regelwerke gibt, werden zum Aushandeln meist Paukanten und Gegenpaukanten in verschiedenen Waffenringen gesucht, die nicht als Mitglieder von befreundeten Verbindungen gelten. Ein Waffenring ist somit die Gesamtheit der pflichtschlagenden Mitglieder verschiedener schlagender Verbindungen in einer Art Arbeitsgemeinschaft. Dadurch hat der Consenior, welcher für die Ansetzung der Mensuren verantwortlich ist, die Fähigkeiten der Mitglieder nach einem bestimmten Bewertungssystem besser im Blick. Und deshalb werden die Paukanten immer auf den Waffenring-Sitzungen ernannt.

Die Mehrzahl der Mitglieder von schlagenden Verbindungen haben eine starke Affinität zum Militär allgemein und zu Waffen im Besonderen. Durch die sehr strengen Waffengesetze in Deutschland ist es kaum möglich, echte funktionstüchtige Waffen, zum Beispiel im Sitzungssaal der Verbindung oder auch in den heimischen vier Wänden, zu präsentieren.

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